Verankerungssysteme aller Art | von Thomas Foschini

Ästhetische, wirtschaftliche, energie- und leistungstechnische Erwägungen sind der Grund der steigenden Zahl von hinterlüfteten Fassaden. Für die Montage bieten sich unterschiedliche Baustoffe an, dabei ist italienische Keramik aufgrund ihrer Flexibilität, attraktiven Optik, Reaktionsträgheit, Nachhaltigkeit und Langlebigkeit eine der der besten Lösungen. Entscheidend für die Leistung des Projektes, das optische Ergebnis und die Gesamtsicherheit ist das Verankerungssystem der vorgehängten, hinterlüfteten Fassade.

 

„Indirekte“ Befestigung

Die Entscheidung zum jeweiligen Verankerungssystem, für das entsprechende Regelwerke gelten, hängt von den Anforderungen des Auftraggebers, der Kreativität des Planers und dem Potenzial des Fliesenlegers ab. Ihnen liegen ästhetische sowie wirtschaftliche und leistungstechnische Betrachtungen zugrunde. Ein erster Aspekt ist, dass die technisch ausgefeiltesten Verankerungssysteme führender Keramikhersteller und ihrer fachlichen Partner immer einen indirekten Aufbau bevorzugen, d.h. die Keramikplatte ist nicht direkt auf dem Bauwerk verankert, sondern über eine direkt auf der Gebäudewand montierten Unterkonstruktion, auf denen die Platten mit Bügeln, Nieten und weiteren Elementen verankert werden.

 

Sichtbar oder verdeckt?

Die Verankerungssysteme für hinterlüftete Fassaden unterteilen sich grundsätzlich in zwei große Gruppen: sichtbare Verankerungen, in denen die Keramikplatten durch Stahlhaken mit einer typischen L-Form auf der Unterkonstruktion verbunden werden und diese seitlich und vorne stützen. Sofern lieferbar haben die Haken die gleiche Farbstellung wie die Fliese, so dass eine farblich gleichmäßige Fläche entsteht.

Verdeckte Verankerung steht begrifflich für verschiedene Lösungen, die technisch und planerische innovativer sind, denn hier können Architekten und Planer optisch durchgehend einheitliches Fassadenbild schaffen.

In beiden Fällen hilft eine Unterkonstruktion aus Aluminium oder auch Stahl bei hohen Belastungen beim sachgerechten Aufbau der Fassade und ihrer waagerechten, senkrechten oder auch versetzten Fugenbilder. Der Abstand zwischen Fliese und Unterkonstruktion kann auch größer als 15 cm sein und dient nicht nur der Lüftung, sondern auch der Montage von Schall- und Wärmedämmung. Mithilfe von starren und verschiebbaren Elementen ist der Fliesenleger in der Lage die Fugenbreite fachgerecht aufzubauen, einem entscheidenden Aspekt für eine perfekt bündige und optisch perfekte Fläche.

 

Was versteckt sich hinter dem Aufbau einer vorgehängten Fassade

Die Verankerung ist genau betrachtet ein System bestehend aus an der Gebäudewand verankerten Bügelplatten in mehr oder weniger großen Abständen je nach Gewicht der Platten und Windgeschwindigkeit, vertikale auf den Bügelplatten verankerte Träger und eine horizontale Struktur bei versenkbaren Verankerungssystemen. Oft wird auch ein Glasfasernetz eingezogen, das eine eventuell zu Bruch gegangene Platte stützt und den Austausch erleichtert. Das Netz gewährleistet auch die Sicherheit des gesamten Aufbaus, ein besonders wichtiger Aspekt bei Fußgänger- und Fahrzeugverkehr.

Bei verdeckten Verankerungssystemen ist immer eine Vorbereitungsphase der Keramikplatte erforderlich, auf der die Stahlhaken montiert werden müssen, die für die Montage auf der Unterkonstruktion erforderlich sind. Bei verdeckten Verankerungen sind ösenförmige Profile auf den Aluminium- oder Stahlträgern vorhanden, die für eine optimale Windresistenz ausgelegt sind.

Nach der Montage der Unterkonstruktion auf der Gebäudewand gemäß der jeweiligen Anforderungen für das Projekt, werden die Keramikplatten mit Haken an den horizontalen Trägern befestigt. Die Einstellung der Fugenbreite erfolgt über die Regelung der Schrauben an den Haken.

 

Platten bzw.“Module”

Die Industrialisierung der Vorbereitung nicht nur der Platten, sondern des Moduls, in dem diese montiert werden sollen, stellt eine der aktuellen Herausforderungen der Unternehmen dar. Auch kleinste Unebenheiten und Abweichungen zwischen den Projektmaßen und der Baustelle können zu oft sehr großen Problemen bei der Verlegung und dem endgültigen Ergebnis führen. Daher bieten einige Hersteller zur Kostenkontrolle und Einhaltung der Baufristen Lösungen, bei denen die Platte im Werk direkt auf Metallträgern vormontiert wird.

Die werkseitige Montage durch den Hersteller der Keramikplatte zu Modulen hat mindestens drei Vorteile: Einsparungen beim Montagematerial, höhere Präzision der Verarbeitung durch numerisch gesteuerte Maschinen und nicht zuletzt das Fugenbild. Fugen und Formate können so flexibler gehandhabt und auch fugenlose Aufbauten vorbereitet werden, die für eine optisch durchgehende Fläche enorm wichtig sind. Moderne Montagesysteme für hinterlüftete Fassaden bieten heute den großen Vorteil, dass sie die optischen Anforderungen und Wünsche der Planer und der Bauherren erfüllen können.

 

Große Dicken und Formate

Ein weiteres System, um komplette Befestigungsaufbauten, wie Nieten oder Schwalbenschwanzkehlen, zu vermeiden, ist der Einsatz von Keramikplatten mit mindestens 2 cm Dicke. Hier können auf den Seitenkanten oder Ecken Kerben gefräst werden, in welche die Stahlklips eingesetzt und damit unsichtbar sind, auch wenn sie technisch betrachtet das typische System für sichtbare Verankerungen verwenden. Eine optisch attraktive Fläche, Kosteneinsparung und ein höherer Widerstand gegen Schläge sind einige der Vorteile dieser Platten mit Überstärke und gute Alternativen zu modernen, verdeckten oder modularen Verankerungssystemen mit Metallträgern.

Allgemein können bei allen beschriebenen Systemen größere Fliesenformate als in der Vergangenheit verwendet werden. Auf den frühen vorgehängten Fassaden wurden vorwiegend Formate in 60×60 cm verwendet. Heute ist durch moderne Verankerungssystem und das breite Formatsortiment der italienischen Hersteller auch eine Verlegung von Formaten bis zu 60×120 cm und Kombinationen mit Listelli und anderen Formatvarianten wie 30×90 oder 90×90 cm möglich. In einigen Fällen können sogar noch größere vier- oder rechteckige Formate verwendet werden. Das Ergebnis sind unterschiedlichste Strukturen, die projektgenau angepasst sind und ein breites Gestaltungsspektrum mit individuellen Lösungen bieten: alles Voraussetzungen für grenzenlos kreative Lösungen.