Markt Wirtschaft
Die Millennials sind auf Wohnungssuche | von Giorgio Costa
Indien, Vietnam, aber auch Estland und Kanada, mit Europa ganz hinten (London ausgenommen) und Italien als Schlusslicht. Die Richtung des BIP-Wachstums im Verhältnis zum Anstieg der Personen im erwerbsfähigen Alter lässt keine Zweifel offen. Bengaluru, Hyderabad und Pune in Indien werden die Städte mit den höchsten Zahlen von jetzt bis 2030 sein, aber auch Ho Chi Minh City und Tallin haben ausgezeichnete Positionen inne. Das sind einige der Städte, die den „Zugpferden“ der Entwicklung und des Wachstums der Immobilienwerte Städten, im vergangenen Jahrzehnt, das heißt New York, London und Tokio, ihre führende Rolle abspenstig machen könnten, wenn sie auch trotz des extrem starken Aufholens Asiens und insbesondere Indiens und Chinas im kommenden Jahrzehnt sicher noch immer viele Trumpfkarten ausspielen können. Die italienischen Städte „hinken“ im Gebiet der wirtschaftlichen Entwicklung nach, sind aber dabei in Gesellschaft von Spanien, Portugal und auch einigen deutschen Städten wie Dortmund und Düsseldorf.
Wie sich die Büros wandeln
Die Entwicklungsprognosen der wichtigsten Weltstädte und folglich die Karte der größten zukünftigen Zuwächse der Immobilienwerte wurden dank einer kürzlichen von Cushman & Wakefield verfassten Analyse mit dem Titel „Demographic Shifts: the World in 2030“ (Demografische Veränderungen: die Welt im Jahr 2030) schwarz auf weiß niedergeschrieben. Ein Bericht, der allerdings auch die soziale Positionierung und das Einkommen der betroffenen Generationen berücksichtigt, um aufzuzeigen, welche Art von Stadt und somit von Immobilien von jetzt bis ins Jahr 2030 auf den Märkten siegreich sein wird. Und, wenn wir von den Immobilien und vor allem denen der Arbeitswelt ausgehen, geht hervor, dass das treffende Schlüsselwort für die Zukunft „Flexibilität“ lautet. Eine Flexibilität, die beim Coworking beginnt, das immer größere Flächen einnimmt. In einer extrem dynamischen Stadt wie Sydney zum Beispiel machen die Coworking-Räume ungefähr 25 % des Mietwohnungsmarkts unter 350 Quadratmetern aus, während es in New York ungefähr 15 % der gemieteten Flächen zwischen 450 und 900 Quadratmetern betrifft.
Die Fernarbeit startet durch
Und wenn das Coworking bereits verbreitet Tatsache ist, ist die Fernarbeit ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt, wenn man bedenkt, dass, wie im Bericht erklärt wird, 50 % der Millennials (die zwischen 1981 und 1996 geborenen, die 40 % der weltweiten Arbeitskräfte darstellen) zumindest einmal pro Woche aus der Ferne zu arbeiten bevorzugen, während die zweite Hälfte lieber stabil im Büro arbeitet. In jedem Fall braucht eine Generation, die Schwierigkeiten hat, die Arbeit mit dem Privatleben in Einklang zu bringen, ein sehr „attraktives“ Büro, in dem es auch ein Restaurant, Fitnesscenter und Kindergärten und maßgeschneiderte Tätigkeiten für ihre Kinder gibt. Und im Bereich des Privatlebens waren die Millennials dafür ausschlaggebend, einige benachteiligte Gegenden der Stadtzentren wie die Stadtviertel von Shoreditch in London und die Kleinstadt Hoboken in New Jersey gleich bei New York, aber auch die Zonen Chiyoda, Minato und Chuo in Tokyo aufzuwerten und so mit dem Mythos aufzuräumen, dass diese Bevölkerungsgruppe in Mietwohnungen lebt und nicht kauft. So besitzt 40 % der Millennials eine Eigentumswohnung und 80 % derjenigen, die keine haben, hätten gerne eine. Auf lange Sicht genießen die Gegenden in der Nähe der Stadtzentren, die noch relativ günstig, aber gut an den öffentlichen Verkehr angebunden sind und Grundkomfort wie Kindergärten aufweisen, den Millennials, die weniger rosige finanzielle Perspektiven als ihre Vorgänger haben, gegenüber große Attraktivität. So, wie auch die einzelnen Wohnungen, die wieder auf den Markt kommen, wenn die Baby Boomers – das heißt die Generation zwischen 1946 und 1964 – den Weg frei machen, Tag für Tag an Wert gewinnen.
Die Auswirkungen der Generation Z
Eine Nachfrage, die auch von der sogenannten Generation Z (die nach 2000 geborenen) kommen könnte. Im Moment zählt die Generation Z weltweit 2 Milliarden Personen, das heißt 26 % der Gesamtbevölkerung. Außerdem ist sie sehr ungleichmäßig verteilt, da in Afrika 23 % der ganzen Generation Z leben, obwohl dieser Kontinent nur 17 % der Weltbevölkerung verzeichnet. Es handelt sich um junge Menschen, die sehr auf das Finanzielle bedacht sind, aber keine Einbußen akzeptieren, was einen gewissen Wohlstand betrifft. Es ist die erste komplett digitale Generation, die diese Kultur auch im Wohnen einführen und immer stärker auf das Smart Home ausgerichtete Lösungen wählen wird.
Oktober 2020