Keramik als zentrales Gestaltungselement in öffentlichen Verkehrsnetzen | von Karina Kharebova

Die globale vernetzte Welt verfügt auch über immer mehr und immer beeindruckendere Verkehrsstrukturen: Flughäfen, Bahnhöfe und U-Bahnnetze. Orte dieser Art, an denen die Menschen nicht leben, sich aber immer wieder einfinden, haben oft keine Bezüge zum Kontext und zur Historie von Städten und werden daher von Forschern als „Nicht-Orte“ definiert. Wie zahlreiche Beispiele zeigen, streben Architekten, Innenarchitekten und Designer dennoch an, diesen Orten der Mobilität einen individuellen Charakter zu verleihen. Dadurch weisen diese trotz eines hoch funktionalen Umfelds einen einzigartigen Stil auf. Bei den Maßnahmen und Methoden, die von Fachplanern zur Erreichung dieses Ziels eingesetzt werden, spielt auch die Wahl der Verkleidungsmaterialien eine wichtige Rolle.

An die Oberflächen von Verkehrsbauwerken werden besondere technische und ästhetische Anforderungen gestellt. Das verwendete Material muss für alle Bau- und Nutzungsphasen geeignet sein, den jeweiligen Sicherheitskriterien entsprechen und Rutschgefahr ausschließen. Zugleich muss es ästhetisch ansprechend sein und darf nicht mit anderen Oberflächen und Design-Leitlinien in Konflikt geraten. Eine optimale Lösung für alle genannten Anforderungen ist die Verwendung bestimmter Fliesensorten in der Regel Feinsteinzeug.

 

 

Die Vorteile von Keramik und ihre Eignung zur Verkleidung bestimmter Mobilitätsbereiche zeigen sich bereits in der Ausführungsphase des Projekts. Flughäfen und Bahnhöfe nehmen sehr große Flächen ein und die Realisierung erfordert viel Zeit. Zur breiten Palette an Keramikformaten gehören auch großformatige Fliesen, mit denen sich Verlegezeiten erheblich verkürzen lassen. Größere Formate bieten auch in ästhetischer Hinsicht verschiedene Vorteile, da die Anzahl der Fugen im Vergleich zu kleineren Fliesen auf ein Minimum begrenzt werden kann. Große Fliesen vermitteln die Idee einer monolithischen und kompakten Oberfläche und unterstreichen die Größe der Räume.

Ein gemeinsames Merkmal aller Verkehrsbauten ist das intensive Passagieraufkommen. Nur ein Material mit hoher Festigkeit und Beständigkeit gegen Dauerbelastung und Verschleiß, wie beispielsweise Keramik, kann dem standhalten. Feinsteinzeugplatten, die gepresst und gebrannt wurden und kaum porös sind, haben im Vergleich zu Naturstein auch in Bezug auf die Stoßfestigkeit bessere mechanische Eigenschaften. Beide Materialien zeichnen sich durch ihre unbestreitbare Widerstandsfähigkeit aus, sowohl gegenüber hohen Belastungen durch Fußgänger als auch gegenüber starken Beanspruchungen durch Reinigungsmaschinen und Gepäck. Die Zuverlässigkeit von Keramikprodukten wird darüber hinaus durch ihre Vibrationsfestigkeit untermauert, was zweifelsohne eine spezielle Anforderung an Verkehrsinfrastrukturen darstellt.

 

 

Die für Flughäfen, U-Bahnstationen und Bahnhöfe typische hohe Publikumsdichte erfordert auch konstante Sauberkeit. Interne Wartebereiche sind regelmäßig verschiedenen Arten der Verschmutzungen ausgesetzt: von Schmutz, der von außen hereingebracht wird, bis hin zu Kaffee, der in unzähligen Gastronomiebetrieben an Verkehrsknotenpunkten ausgeschenkt wird. Auch in diesem Sinne bietet Keramik eindeutig Vorteile, da sie keinen Schmutz aufnimmt, leicht zu reinigen ist und auch nach dem Einsatz starker Desinfektionsmittel ihr ursprüngliches Aussehen behält.

Ein weiteres Merkmal, das das ausgedehnte und oft komplizierte Wegenetz in Flughäfen und Bahnhöfen kennzeichnet, ist die Notwendigkeit eines Anzeigesystems, welches das Auffinden der Flug- und Bahnsteige sowie Ausgänge erleichtert. Neben Standard-Infografiken können auch Wand- und Bodenbeläge verwendet werden, um die Passagierströme zu lenken und die Orientierung sicherzustellen. Ein breites Spektrum an Lösungen ermöglicht es, durch Keramik Farbakzente zu setzen und Wege zu markieren.

Der Einsatz von Keramik bei Anzeigesystemen ist besonders wichtig, um ein barrierefreies und integratives Umfeld für Personen mit besonderen Bedürfnissen zu schaffen, was heute global betrachtet Priorität hat. Taktile Beschichtungen und sogenannte „Braille-Blöcke“ aus Keramik ermöglichen es sehbehinderten oder blinden Menschen, sicher zu reisen und die Grenzen zwischen Fußgängerzonen und Bereichen, die für die Durchfahrt von Fahrzeugen genutzt werden, zu erkennen. Die Verwendung kontrastreicher, farbiger Fliesen bei der Verkleidung von Räumen sorgt auch dafür, dass Sehbehinderte Räume besser einschätzen können und sich daher in ihnen wohler fühlen.

 

 

Erwähnenswert ist auch die gestalterische Funktion von Fliesen in den verschiedenen urbanen Mobilitätsorten, insbesondere in U-Bahnstationen. Keramische Dekorationen begleiten den Passagiertransport im Untergrund seit seiner Entstehung. Eine Kuriosität: Einige Fliesenarten wurden ursprünglich als Verkleidungsmaterial in Verkehrsbauten in den Vereinigten Staaten und in Europa verwendet. Diese emaillierten Paneele, hell und präzise ausgeführt, waren bei den Fahrgästen sehr beliebt. So begann sich ihre Nutzung in verschiedenster Weise vom öffentlichen in den privaten Bereich zu verlagern. Aus praktischen und ästhetischen Gründen wurden diese Fliesen fortan auch für private Innenausbauten verwendet.

Durch die große Auswahl an Fliesenmotiven sind der Fantasie bei der Gestaltung von Oberflächen keine Grenzen gesetzt. Da das Reisen auch immer mit Warten verbunden ist, kann eine originelle Dekoration ein eindrucksvolles Element sein, das dabei helfen kann, besser die Zeit zu überbrücken. Bahnhöfe auf der ganzen Welt sind deshalb mit Fliesen gestaltet. Dank der unendlichen Keramik-Vielfalt in Farbe, Form und Größe können die Passagiere interessante Bilder betrachten oder in Form von Fliesen sogar Geschichten über wichtige Ereignisse der Vergangenheit, über nationale Legenden und Helden erfahren. Als Motive kommen aber auch andere Themen infrage, die während einer Reise die Moral heben. Spektakuläre Effekte, die durch den geschickten Einsatz von Keramik erzielt werden, führen dazu, dass Verkehrsstrukturen als rein funktionale Bauten einen neuen Status erhalten: Sie werden zu beliebten Touristenattraktionen.

Weitere Beispiele für den Einsatz von Keramikbelägen im Transport facilities der Projektgalerie ansehen.

 

August 2020