BIM, wozu es dient und wie es funktioniert | von Thomas Foschini

Ein BIM-Objekt (Building Information Modelling) ist ein virtueller Zwilling eines tatsächlichen Objekts. Wie letzter hat auch das BIM-Objekt eine Form, eine Größe und eine Funktion und bringt mit der Zeit ein Verhalten zum Ausdruck, eine Interaktion mit eventuellen anderen Objekten, die wiederum Teil der gleichen digitalen Architektur sind. Mit dem Ziel, es in Italien an die Welt der Keramikfliesen anzuwenden, hat eine von Confindustria Ceramica auf die Beine gestellte Arbeitsgruppe, an der Mitgliedsfirmen, wissenschaftliche und Forschungseinrichtungen, Planer und Experten teilgenommen haben, die Lösung für die Branche entwickelt.

 

Die BIM-Objekte der Keramik

Dem Anschein nach ist das BIM-Objekt ein grafisches Modell, das auf zwei verschiedene Arten konstruiert werden kann. Confindustria Ceramica hat sich entschieden, „offene“ (open), nicht proprietäre Formate des Standards IFC (Industry Foundation Classes) von buildingSMART, der internationalen Community, die die Schaffung und Entwicklung von digitalen, offenen Arbeitsmethoden für die Entwicklung der bebauten Umgebung vorantreibt, zu nützen, um den Systemen eine angemessene Interoperabilität und Dauer mit der Zeit zu gewährleisten, auch in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des italienischen Ministerialerlasses DM 560 vom 1. Dezember 2017, mit dem die Pflicht, das digitale Modell in offenem Format zur Verfügung zu stellen, auferlegt wird.

Die BIM-Objekte stellen einerseits eine gesetzliche Pflicht bei der Umsetzung von Architekturprojekten mit einem gewissen Wert und einer gewissen Komplexität dar. Einerseits können diese digitalen Objekte einen entscheidenden Mehrwert bei der Produktion, Bewerbung und dem Vertrieb von Qualitätsprodukten darstellen, sofern jede Produktionskategorie sich spezifische Regeln und Regelwerken setzt, die die Merkmale und Vorzüge der Produkte zur Geltung bringen können.

Ein BIM-Objekt muss eine geteilte, zugängliche Struktur aufweisen. Wer nach Information sucht (das Architekturbüro, der Planungstechniker, aber auch der Innendesigner, der Wartungsfachmann oder Endkunde) muss wissen, was er sucht und wo er es finden kann. Andererseits ist es wichtig, dass es die „Property Sets“ aufweist, darunter der Name des Produkts, seine Funktion und Größe. Aber auch die Merkmale des Objekts – die in dieser Phase sowohl durch die Normen als auch durch den Markt – aus technischer Sicht sowie hinsichtlich anderer grundlegender Aspekte wie der Umweltverträglichkeit – extrem „valorisiert“ werden. Das heißt, das Installationshandbuch, die Wartungsmodalitäten während des gesamten Lebenszyklus und so weiter.

Die Idee der Arbeitsgruppe von Confindustria Ceramica – nachdem der wichtigste kritische Aspekt aufgrund des Fehlens eines klaren internationalen Standards für die Fliesen aus Keramik, nämlich wie diese Objekte in der BIM-Umgebung konstruiert und eingestuft werden sollen, bewältigt wurde – war, das Regelwerk einerseits von der Sprache IFC (Version 4.0 add. 2) ausgehend und andererseits unter Nutzung der englischen Erfahrung von NBS zu verfassen, indem eine möglichst treue Übereinstimmung zwischen den ermittelten Property Sets, den tatsächlichen Spezifitäten des Fliesenobjekts und der geltenden nationalen und internationalen Gesetzgebung geschaffen werde.

Ein zusätzliches ehrgeiziges Ziel sollte darin bestehen, dieses Modell auf der Grundlage der veränderlichen Bedürfnisse der Benutzer und vor allem der immer neuen „Produkt-Merkmale“, durch die sich die italienische Fliese in der ganzen Welt auszeichnen kann, mit der Zeit dynamisch und nutzbar zu machen.

 

Das Regelwerk

Das vorgeschlagene Modell hat vier Merkmale: die gewissenhafte Einhaltung der nationalen und internationalen Rechtsstandards (mit der Möglichkeit, sie mit der Zeit mit neuen Formen zu ergänzen); Flexibilität und Anpassungsfähigkeit an die Anforderungen der einzelnen Firma und/oder des Benutzers; Interoperabilität und Anwendungsfreundlichkeit (IFC-Standard); zuletzt, aber ebenso bedeutend, ein Modell, das sich „identifizierend“ und nicht „vereinheitlichend“ auf die Branche auswirken soll.

Praktisch haben die von der Arbeitsgruppe des Verbands festgelegten Entwicklungsniveaus zur Veröffentlichung eines spezifischen Templates geführt, das neben den vom IFC vorgeschriebenen Arbeitsblättern (Property Sets) drei weitere Arbeitsblätter enthält, DoPAndProductCertification, EnvironmentalSustainability, OtherTechnicalFeatures.

Auf diese Weise hat der Hersteller die Möglichkeit, spezifische, nicht von den anderen Kategorien erfasste Merkmale des Produkts zur Geltung zu bringen. Bezüglich des vorgeschlagenen Modells verdient der COBIE-Standard eine besondere Erwähnung, praktisch ein Subset an nützlichen Informationen für das „Facility-Management“ (der Gebrauch und die Wartung im Lauf der Zeit), ein optionales Feld, das aber im Vereinigten Königreich und in allen Ländern des Commonwealth (sowie in den USA) verpflichtend ist und somit im Fall des Exports in diese Länder zu berücksichtigen ist.

Ein nicht zweitrangiger Teil der Bemühungen der Arbeitsgruppe wurde einer genauen Definition der verschiedenen „Verbindlichkeitsniveaus“ gewidmet. Nur einige Property Sets IFC müssen unbedingt ausgefüllt werden, wenn man ein digitales Produktbild in der BIM-Version vorschlagen möchte. Der Rest – und zwar der gesamte – stellt eine Chance dar, und die Firma kann selbst entscheiden, ob und wie detailliert sie sie auf der Grundlage eines modularen, skalierbaren und mit der Zeit anpassbaren Ansatzes valorisieren möchte.

 

Die Zukunft

Das der Unterkommission UNI, die an diesem Gebiet arbeitet, unterbreitete Modell wird mit der Zeit auch auf der Grundlage der Rückmeldungen der italienischen Keramikbetriebe und des Markts weiterentwickelt werden, während die Festlegung eines analogen Regelwerks für die Ziegelbranche noch in Gang ist.

Zu den besonderen Herausforderungen für den Markt in Italien zählt schließlich die Sanierung bestehender Bauten. Ein Thema, das bereits im Mittelpunkt des vom regionalen operativen EFRE-Programm ko-finanzierten Projekts e-BIM stand, zu dessen Partnern das Keramikzentrum (Centro Ceramico) Bologna zählt. Ein enormes Thema – die Renovierung, die Steigerung der Energieeffizienz und Erdbebensicherheit, insbesondere die von historischen Gebäuden –, das in die BIM-Umgebung versetzt in eine weitere Entwicklungsgelegenheit für die italienische Qualitätskeramik verwandelt werden könnte.

 

Februar 2021