Die Planung von vorgehängten Fassaden | von Thomas Foschini

Artikel veröffentlicht in: "Außenfassaden: Regelwerke und Umweltverträglichkeit"

Schaut man sich die Regelwerke an, so sind die meisten obligatorischen Vorgaben für die Montage einer fachgerechten, dauerhaften und sicheren Verankerung im Regelwerk UNI EN 11018:2003 „Verkleidungen und Verankerungssystem für hinterlüftete Fassaden mit mechanischer Verankerung. Vorgaben für die Planung, Ausführung und Wartung“ enthalten.

Zum Teil systematisiert die Norm bereits bestehende Auflagen, zum Teil wurde Auflagen überarbeitet. Das Regelwerk stellt ein regelrechtes Handbuch zu den technischen Lösungen und dem wirkungsvollsten Montageaufbau dar, das auf den umfassenden Erfahrungswerten aus unzähligen Projekten stammt.

Der für die Verankerung von Vorhangfassaden relevante Teil betrifft die sogenannte „Trockenverlegung“, d.h. wenn der Keramikbelag komplett vom Untergrund getrennt und über mechanische Bauteile befestigt wird.

Drei sind die zentralen Parameter, die für die Wahl der Verankerung bzw. die Anzahl, Qualität und Größe der Träger, wichtig sind: Gewicht und Größe der Keramikplatten, spezifische Windbelastung der Platten, Beschaffenheit der Wand, auf der die Platten verankert werden soll – ein nicht zu unterschätzendes Thema bei Verkleidungen auf bereits vorhandenen Gebäuden.

Datenerfassung

Der erste Schritt für die Wahl der Verankerung besteht also in der Erfassung und Ausarbeitung von Daten und Informationen zur Art der Verkleidung, dem Standort des Gebäudes mit Fragen zu seismischen Kriterien, Windbelastung und beispielweise eventuell vorhandener, stark frequentierter Gehwege.

Weitere Fragen betreffen die bauphysikalischen Eigenschaften des Gebäudes, auf dem die Vorhangfassade montiert werden soll. Aufgrund der steigenden Bedeutung dieser Lösung bei modernen Sanierungsobjekten, bieten viele große Hersteller, oft in Zusammenarbeit mit Partnerfirmen Lösungen mit sicherer Verankerung auch auf schwachen Wänden wie Hohlziegelwände oder Mischflächen.

Auch wenn die Norm UNI 11018 sich im Wesentlichen auf Neubauten bezieht, sind die Vorgaben jedoch auch für Sanierungsobjekte gültig, sofern es möglich ist, die bauphysikalischen Gesetzmäßigkeiten des Gebäudes genau zu bestimmen.

Verankerungssysteme: Auswahlkriterien

Das Regelwerk zur Beschaffenheit und zu den dimensionalen Anforderungen der Metallstrukturen für die Verankerungssysteme, also Bolzen, Dübel usw., ist bereits sehr ausführlich und die UNI 11018 beschränkt sich hier zum größten Teil auf eine Systematisierung der Inhalte. Der Kernpunkt der gesetzlichen Auflage liegt bei den Auswahlkriterien der Verankerungssysteme und der notwendigen Regeln für die Planung, ausgehend von so scheinbar banalen Aspekten, wie der Verankerung der Platte in mindestens vier Punkten des Tragwerks. Dem Thema der „Wärme- und feuchtetechnischen Planung“ ist ein eigenes Kapitel gewidmet, da der Raum für die Hinterlüftung so trocken wie möglich sein und die Luftzirkulation unterstützt werden muss.

Vom Projekt zur Montage

Das Regelwerk enthält alle Informationen zum Thema, hier sollen nur einige wichtige Aspekte beleuchtet werden, die in der Planungsphase berücksichtigt werden müssen, um auf der Baustelle unangenehme Überraschungen zu vermeiden und den Sicherheitsanforderungen zu entsprechen. Besonderen Wert legt die Norm auf die bei der Montage zulässigen Toleranzwerte. Abweichungen von Planungswerten (Niveau, Höhe, Abstand) kann vor Ort bei der Montage negative Auswirkungen auf das Fugenbild oder die Montage von vorbereiteten Modulen oder Sicherheitsprobleme bei der nicht fachgerechten Verankerung der Platten auf den Modulen und der Module auf den Wänden haben. Viele Hersteller sind daher dazu übergegangen, im Werk vorgefertigte Module vorzubereiten.

Eine entscheidende Rolle bei der erfolgreichen Montage von vorgehängten, hinterlüfteten Fassaden spielt daher, wie in allen Bereichen, die enge Zusammenarbeit zwischen Planer und Monteur bzw. Fliesenleger. Sicherheit und ästhetisches Ergebnis gehören dabei zu den Prioritäten.

Wirksamkeit, Haltbarkeit, Wartungsintervalle

Weitere wichtige Aspekte für den Aufbau der Vorhangfassade sind unter anderem die sorgfältige Planung des unteren und oberen Abschlusses. Im ersten Fall führt ein unsachgemäßer Aufbau zum Eindringen von Insekten, Kies oder sonstigen Fremdkörpern. Im zweiten schützt eine umsichtige Planung und präzise Montage des Abschlusses der Verkleidung die gesamte Wand vor Wassereinsickerung und unterstützt die richtige Luftzirkulation. Das hat Auswirkungen auf die Langlebigkeit, Wirksamkeit und ästhetische Qualität der Wand.

Auch deswegen beschäftigt sich die Norm UNI 11018 in einem eigenen Kapitel mit der Planung und der Installation der Dämmung und dem Thema Wartung. Gelistet werden zahlreiche mögliche Ursachen für den Verfall der Wand im Laufe der Zeit und es werden Hinweise für die Erstellung eines genauen Wartungsprogramms bereits in der Planungsphase geliefert.

Beispielsweise muss ein Verankerungssystem und der Gesamtaufbau der Fassadenkonstruktion einen häufig auftretenden Fall berücksichtigen: der eventuell notwendige Austausch einer oder mehrerer Platten.

Daher empfehlen alle Hersteller den Einzug einer Glasfasermatte hinter dem Belag, um den Sturz von Platten zu verhindern und den Austausch von zerbrochenen Platten zu erleichtern. Unter anderem ist dies eine Auflage, die vor allem an Orten zum Tragen kommt, wo viel Verkehrsaufkommen oder Gehwege bzw. Übergänge vorhanden sind. In ihren Produktbeschreibungen liefern die Hersteller bereits mehr oder weniger genaue Informationen zur Montage, zur Verankerung und für verdeckte Verankerungen die Anforderungen an die Vorbereitung der Platte und damit dem Austausch der Platten oder Module.

Zusätzliche Regelwerke

Zu erwähnen bleiben die recht umfangreichen zusätzlichen italienischen Regelwerke, die auf die Planung Einfluss haben. Dabei handelt es sich um die Leistungsanforderungen von Gebäuden und Verkleidungen (UNI EN 832:2001 und UNI EN 8012:1979), Luftdurchlässigkeit von Bauwerken (UNI EN 12152:2003 und dazu die Prüfnorm UNI 12153) sowie der Widerstand gegen Windbelastung (UNI EN 13116:2002 und UNI 12179). Weitere Normen betreffen die Wärmedämmung von Baustoffen (UNI EN ISO 13786:2001) und die Produktnorm für durchgehende Fassadenaufbauten (UNI EN 13830:2005).

Die italienischen Normen UNI, die auf der Webseite http://www.uni.com/ enthalten sind, werden oft kostenlos oder zu günstigen Preisen an Planer und Architekten mit Mitgliedschaft in den entsprechenden Kammern abgegeben. Zusätzlich muss das Pflichtenheft des Planers auch ein Kapitel zum Gesetzeserlass vom 19. August 2005, Nr. 192 (erweitert über den nachfolgenden Erlass DL 311 vom 29. Dezember 2006) zu „Umsetzung der Richtlinie 22/91/EU zur Energieeffizienz in der Bauwirtschaft“ enthalten. Die Anforderung ergibt sich aus der Funktion der vorgehängten, hinterlüfteten Fassade, die durch ihren Aufbau zur Optimierung der Energieeffizienz von Gebäuden dient.