Interviews
Innovation aus Italien | von Alessandra Ferretti
Johannes Friedrich, Jahrgang 1960, trat sofort nach seinem Hochschulabschluss in Jura in das Familienunternehmen ein. Heute ist Herr Friedrich Geschäftsführer des Fliesen-Zentrums Deutschland mit Hauptsitz in Trier. Das Unternehmen beschäftigt 450 Mitarbeiter, davon 58 im Vertrieb, und hat ein Geschäftsvolumen von mehr als 100 Millionen Euro.
Herr Friedrich erzählen Sie uns doch ein wenig von der Unternehmensgeschichte?
Das Unternehmen wurde vor 130 Jahren gegründet als meine Familie mit dem Baustoffhandel begann. Von Trier aus dehnte mein Vater das Geschäft dann regionalweit aus und läutete damit die Expansionsphase des Betriebes ein.
Die wirkliche Veränderung fand dann 1990 statt, als wir Filialen in Norddeutschland eröffneten. Von dort aus haben wir Geschäftsstellen von Hamburg bis München gegründet und heute sind wir der zweitgrößte Fliesenfachhandel in Deutschland.
Wo befinden sich Ihre Filialen heute?
Wir sind in Berlin Großbeeren, Berlin Tempelhof, Berlin Charlottenburg, Dresden, Erfurt, Hamburg, Leipzig, Magdeburg, München, Münster, Nürnberg und Trier. Und wir planen sechs weitere Neueröffnungen in ebenso vielen Städten.
Welchen Anteil haben Keramikfliesen an Ihrem Gesamtumsatz?
Keramikfliesen stellen rund 75% unseres Umsatzes. Dieses Jahr erwarten wir einen Zuwachs von 5% und wollen den Umsatz 2017 von knapp 100 Millionen Euro dieses Jahr überschreiten.
Wer sind Ihre Hauptabnehmer?
Unsere Kunden sind vorwiegend Fliesenleger, Immobilienhändler und Investoren.
Wo liegt der Schwerpunkt in Ihrem Innovationsprozess?
Jedes Jahr suchen wir nach neuen, innovativen Kollektion in Italien, die dann auf unseren Markt gebracht werden. Wir haben ein Spezialteam, dass die Neuheiten ganz eng verfolgt, vor allem auf der Cersaie, und diese dann bewertet und entscheidet, welche in unser Sortiment aufgenommen werden.
Über welche Immobilien verfügen Sie?
Wir haben zwei Gewerbeimmobilien, die respektive 1000 qm und 2000 qm groß sind. Hier liegt der Schwerpunkt auf Sanitärkeramik für Großhändler. Die Hälfte dieser Flächen wird als Lager genutzt.
Was halten Sie von den italienischen Keramikherstellern?
Italiens Keramikhersteller sind und bleiben qualitativ und ästhetisch führend; auch wenn sie preislich höher liegen als andere Anbieter arbeiten wir bevorzugt mit ihnen.
Was könnten die italienischen Hersteller besser machen?
Genau das, was ich gerade sagte. Italien präsentiert die besten und schönsten Produkte, aber sie sind zu teuer.
Was könnten die italienischen Hersteller noch ändern?
Sie müssten deutscher werden. Wenn wir mit den Herstellern zu tun haben, bekommen wir immer ein ”vielleicht” oder ein ”aber” zu hören. Häufig wechseln unsere Ansprechpartner, mit denen wir uns austauschen. Jede Veränderung der Kontaktkette führt zu Störungen und Schwächungen des Systems.
Wie würden Sie Ihre Geschäftsphilosophie beschreiben?
Wir stehen im Dienst des Kunden, bieten eine breite Produktauswahl und bevorzugen den direkten Kontakt. Und nicht zuletzt gehört auch dazu, dass ein Unternehmen erst dann erfolgreich ist und überleben kann, wenn ein Gewinn erwirtschaftet wird.
Was ist das Besondere an Ihrem Service?
Unser Fuhrpark, der mit 73 Fahrzeugen direkt an den Kunden ausliefert.
Wie ist die Lage in der deutschen Bauwirtschaft?
Positiv, aber heute fehlen Fachkräfte. Fliesen sind sehr gefragt und auch wir sind hier, um diese zu liefern.
Italienische Marken im Sortiment
Cir
Florim
Impronta Italgraniti
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Unicom Starker
Juni 2018