Zentrum für italienische Keramikkultur aus der Taufe gehoben | von Maria Teresa Rubbiani

Es entsteht die erste Plattform zur Sammlung und Erweiterung des Wissens zur Keramikbranche in Italien. Zwei Jahre lang werden das MIC- Internationales Museum für Keramik in Faenza (für das Kulturressort: Kunst und Museen), AiCC – italienischer Verein der italienischen Keramikstädte (Ressort Handwerk), CCB – Centro Ceramico Bologna (Ressort wissenschaftlich technische Forschung) und Confindustria Ceramica (in Vertretung der Industrie) gemeinsam mit dem Ziel arbeiten, das Wissen und den qualitativen Wettbewerbsvorteil italienischer Keramik international in all seinen Anwendungsbereichen – Industrie, Handwerk und Kunst – zu fördern.

Die erste Projektphase besteht aus der Datenerfassung durch eine Bestandsaufnahme der italienischen Keramikproduktion und der Erstellung einer Datenbank. Diese soll die Grundlage für eine Art Suchmaschine für italienische Keramik bilden. Die Unternehmen haben Zugriff auf die Daten, die auch unter dem Blickwinkel der Wettbewerbsfähigkeit (Strategieansatz go-to-market) nutzbar sind, um Schwachpunkte oder Chancen des Marktes zu identifizieren. Die Datenbank enthält folgende Kategorien: Industrie (Anzahl der Unternehmen, geografischer Standort, Größe, Produktionsarchiv); Städte der Keramikwelt mit allen Informationen zu den 37 vom MISE anerkannten Städten, in denen Keramik ein Traditionshandwerk ist; Museen der Keramik und Bibliotheken, Forschungs- und Innovationslabors, Schulungseinrichtungen; Handwerk und Kunstwerk.

Die zweite Phase zielt auf Innovation. Wissenschaftliche und technische Forschungsprojekte sollen in dieser Phase gezielt gefördert werden, um die Leistungsmerkmale von Keramik auch über die Personalschulung zu fördern. Ziel ist die Optimierung der Qualität und Umweltverträglichkeit von industriell gefertigter Keramik (für die Sparten Fliesen, Sanitärkeramik und Geschirr) und eine bessere Stellung im internationalen Wettbewerb.

Die dritte Phase konzentriert sich ausschließlich auf die Absatzförderung und dazu entsteht ein Keramikportal, in dem die in der ersten Phase ermittelten Daten für alle aufbereitet werden; Veröffentlichung eines historisch geografischen Atlas der italienischen Keramik mit historischen und geografischen Karten der Produktionsgebiete. Parallel dazu entsteht auch eine kritische Studie zur industriellen Keramikfertigung im Zusammenhang mit italienischem Design; ein in Italienisch und Englisch erstellter Reiseführer durch die Produktionsgebiete von Keramik; ein Glossar zu Keramikbegriffen.

Die Initiativen werden über die italienische Presse vermarktet und im Rahmen herausragender Events zu Kunstkeramik, Handwerk und Industriekeramik an die Öffentlichkeit getragen: Argillà Italia 2018, Buongiorno Ceramica 2018, Cersaie 2018.

„Durch eine weitreichende Netzwerkarbeit ist es uns gelungen, Fördergelder aus dem MISE Fonds für die Finanzierung dieses Projektes zu bekommen, das zum ersten Mal die Interessen von Industriekeramik und die der Kunstkeramik zu einer wissenschaftlich und kulturell fundierten Einheit zusammenfügt,“ erklärt Senator Stefano Collina, Vorsitzender des AiCC. „In unserer Eigenschaft als Verein der italienischen Keramikstädte haben wir Kooperationen mit untereinander sehr unterschiedlichen Branchen geschaffen. Im Zukunft hoffen wir, diese Kooperationen auch auf alle anderen Handwerksverbände ausdehnen zu können.“

„Das ist das erste Mal für Italien, vielleicht auch in Europa, dass eine Branche geschlossen an einem gemeinsamen Projekt arbeitet, in dem alle Beteiligten, Industrie, Handwerk und Kunst, eingebunden sind“, so Vittorio Borelli, Vorsitzender des Fachverbandes Confindustria Ceramica. „Keramik wird in Italien immer noch mit diesen drei Kriterien gefertigt. Kunst und Handwerk sehen in Italien auf eine lange und glorreiche Tradition. Italiens Industrie wurzelt nicht nur in diesem Wissen und Können der Keramikkunst im weitesten Sinn, sondern sieht mittlerweile selbst auf Jahrhundert Geschichte zurück mit einem seit vielen Jahren überall in der Welt anerkanntem Ruf für herausragende italienische Manufaktur.“

Eugenio Emiliani, Vorsitzender der Stiftung MIC, ergänzt dazu: „Das gesamte Projekt zielt auf die Darstellung von Keramik und ihrer vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in der Industrie, dem Handwerk, der Kunst. Die Schaffung eines allen zugänglichen Portals, egal ob große oder kleine Firmen, trägt zur Verbreitung des kommerziellen und technischen Wissens bei, das für die Entwicklung dieses Industriezweigs in Italien zum größten Exporteur von qualitativ hochwertiger Keramik maßgeblich ist. Wir als Keramikmuseum in Faenza freuen uns besonders, dass wir an diesem Projekt mitarbeiten dürfen.“

Maria Chiara Bignozzi, Direktor des Centro Ceramico in Bologna (keramisches Forschungslabor) freut sich, „dass wir Partner dieses ehrgeizigen Projektes sind, in dem wir für Innovation und Forschung zuständig sind. Unser technischer und wissenschaftlicher Beitrag, den wir auch offiziell in Debatten zu nationalen und internationalen Normgebungen leisten, unterstützt diesen Prozess der Förderung, der dazu beiträgt, dass italienische Keramik wegen ihrer Leistungsmerkmale und ihres Designs ein weltweit anerkanntes Spitzenprodukt Italiens ist.“

Das Projekt wurde finanziert durch das Förderprogramm des Ministeriums für Wirtschaftsförderung gemäß Gesetz Nr. 188 vom 9. Juli 1990.