Vom Großformat zum dekorativen Detail | von Riccardo Bianchi

Über das Thema „Vom Großformat zum dekorativen Detail: Wie Keramik die Innenarchitektur verändert” diskutierte im AD Café auf der Ausgabe 2018 der Cersaie eine Gesprächsrunde mit Ettore Macchetti, Chefredakteur von AD, Architekt und Interior Designer, den international renommierten Architekten, Designern und Interior Designern Roberto Palomba und Massimo Iosa Ghini sowie Alessandro Ubertazzi, Architekt und Dozent für Design und Geschichte der Materialien. Dabei traten viele interessante Aspekte zutage, beispielsweise wie Großformate und besonders flache Platten eine durchgängige Gestaltung der Oberflächen ermöglichten; etwas, das bis vor einiger Zeit nur für Harze galt. Strukturierte Platten und Fliesen mit hyperrealistischen Materialbildern und Texturen, die Marmor, Holz, Metall, Stein oder sogar seltene Materialien wie Brekzien (an die Mocchetti erinnerte) reproduzieren – auch in ungewöhnlichen Formen – sind nachhaltiger, weil für dieses Material keine Steine „aus der Natur entnommen” (Palomba) oder Bäume gefällt werden müssen. Ganz zu schweigen vom technischen Fortschritt, der es erlaubt, eine Fläche mit halb soviel Material zu verkleiden, als es noch vor 10 Jahren erforderlich war (Iosa Ghini). Über das von Ubertazzi eingebrachte Thema Farbe wurde intensiv in teils historischen Streifzügen von Barragan bis Sottsass diskutiert. Nach 25 Jahren Minimalismus bringen volle, brillante, teilweise auch aggressive Farben von Gelb bis Rot ein markantes kreatives Element in die Gestaltung von Innen- und Außenbereichen. Die heutigen Techniken spielen dem Planer in die Hand, da sie viel Erfindungsspielraum lassen, der letztendlich dem Auftraggeber zugute kommt. Als Fazit der Diskussion waren sich alle Teilnehmer einig, dass sich die planerischen Entscheidungen beim Einsatz von Keramikmaterial nicht allein an visuellen und ästhetischen Aspekten orientieren dürfen, sondern auch auf gründlicher Kenntnis der Werkstoffe und ihres Potenzials beruhen müssen. Gleichzeitig müssen sie das Angebot des Marktes berücksichtigen und mögliche Zukunftstrends erfassen: Ein Mix aus Vernunft und Fantasie, der – wie es in der Vergangenheit des Öfteren der Fall warzu neuen Interpretationsmodellen führt. Innovativen Unternehmen mit Spürsinn bieten sich damit hilfreiche Konzepte, um dem nächsten Geschmackswandel der Konsumenten gerecht zu werden.

Schauen Sie sich das Video der Konferenz auf der Cersaie 2018 an.

Februar 2019