Das Museum der Marca Corona | von Elena Pasoli

Artikel veröffentlicht in: "Ein Rückblick auf die Geschichte der Keramik"

Das weitläufige Projekt sammelt und erzählt Unternehemensgeschichte in einer multimedialen Sprache, die Objekte und Zusammenhänge in eine wechselseitige Beziehung stellt und sie zu den Hauptakteuren einer intensiven Aufarbeitung der Vergangenheit macht. Die Galerie Marca Corona ist ein innovatives Museum, das mit der Darstellung der verschiedenen Etappen des ältesten Keramikwerkes des Distriktes in Sassuolo ein klares Bild der Ursprünge, der Geschichte und der Entwicklung der Keramik schafft und einen Bogen bis zu den high-tech Verfahren von heute spannt.

Das Museum ist die Synthese des genetischen Erbgutes des Unternehmens und zeigt die Entwicklungsgeschichte über das Geschirr und die Objektkeramik der Anfänge, Straßenschilder und Hausnummern bis zu den Keramikfliesen für Boden und Wand mit ihren Dekoren und aktuelle Vertreter des Produktsortimentes.

Die Galerie ist dem verstorbenen Vorsitzenden der Condorde Gruppe, Ciro Mussini, gewidmet und befindet sich im Museum della Fabbrica Rubbiani, einer Ausstellung wertvoller Keramikobjekte aus der Fertigung in Sassuolo, die mit Stücken aus der Keramiktradition von Faenza und anderen italienischen Bezirken (Casteldurante, Castelli, Pesaro, Savona, Carpi und Modena) bereichert ist. Federico Argnani, einer der ersten, die sich mit der Sammlung beschäftigt hat, erinnert, dass das ursprüngliche Ziel des Museums genau wie heute war, das historische Handwerk so darzustellen, dass auch der moderne Betrachter sieht, wie aktuelle Produktionsverfahren eine historische Weiterführung unternehmerischer und künstlerischer Werte unterstützen. Eine Art ante litteram Marketing Kampagne, die nicht heute nicht nur ausgebaut, sondern auch von einem intensiven Stadtmarketing unterstützt wird. Die Galerie Marca Corona sammelt und bewahrt eine Quintessenz der Mentalität dieses Gebietes, das ein wichtiger Teil des Erfolges der Keramik aus Sassuolo ist und das Erbe einer einzigartigen Geschichte.

Die Ausstellung zeigt auch die technische Entwicklung im Laufe der Zeit. Eine Evolution, die beim Übergang im 18. Jh. von bemalter Terracotta zu Majolika auch als „Revolution“ bezeichnet werden könnte. Das damalige Bürgertum wird anspruchsvoller und verlangt ein hochwertigeres Produkt. Einige weitsichtige Privatleute reagieren darauf und bilden lokale Handwerksstätten, in die sie „ausländische“ Meister aus Pesaro, Lodi, Livorno und aus Frankreich holen, um ihr Handwerk zu lernen. Ziel ist es die Importe auf ein Minimum einzuschränken, um wertvollen monetären Ressourcen im Land zu behalten.

Das 19. Jh. ist Zeuge umwälzender Entwicklungen: billigere Produktionsverfahren und qualitativ bessere Produkte, die ästhetisch Geschirr näherkommen und ein geringeres Gewicht haben. Zum Zeitpunkt der Einheit Italiens wird die Produktionsstätte von der Familie Rubbiani aufgekauft, die den Ruf einer gebildeten und geschäftstüchtigen Familie haben. „Die Rubbiani“, erklärt der Architekt Vincenzo Vandelli vom Studio Progettisti Associati, „sehen sofort das Potenzial neuer Absatzmärkte nach der politischen Einheit. Sie sind Marketing orientiert, nehmen an nationalen und internationalen Ausstellungen teil, verstehen die Macht von Werbung, drucken Kataloge und versenden sie in alle Richtungen, beobachten den Wettbewerb und übertrumpfen diesen (Sassuolo überholt Florenz im Bereich der Straßenschilder), sind risikobereit und führen neue Verfahrenstechniken ein, die auch von Fliesen als Produkt, das aus dem Norden kommt, beeinflusst werden. Carlo Rubbiani beginnt mit der Fliesenproduktion, die zum Schluss die gesamte Produktionskapazität des Unternehmens nutzt.“

Apropos Fliesen: Am Ende des Durchgangs beschäftigt sich die Galerie Marca Corona mit der modernen Fliese, die heute, so Vandelli „nicht mehr nur Wasser, Luft, Erde und Feuer ist, sondern ausgefeilte Technologie mit bis vor wenigen Jahren unvorstellbaren Leistungsmerkmalen und, und das möchte ich unterstreichen, einem großen Augenmerk auf Wiederverwendung, Energiekosteneinsparung, Umwelt usw.“

Zahlreiche Besucher haben seit 2010 bereits die spannende Geschichte im Museum verfolgt. Die aktuelle Zielgruppe des Museums sind nun Schulen, denn die Ausstellung bietet sich  vielfältigen Interpretationsansätzen und damit auch einem intensiven und wichtigen Lernprozess.