Deutschlands Markt auf moderatem Expansionskurs | von Francesco Gerardi

Artikel veröffentlicht in: "Der deutsche Baumarkt"

International betrachtet scheint sich die Konjunkturlage so langsam zu erholen. Steigende Produktions- und Absatzzahlen, die Eindämmung der finanziellen Volatilität und eine insgesamt betrachtet verhältnismäßig stabile Inflation stehen einer politisch betrachtet sehr unsicheren Situation gegenüber, mit diversen risikoträchtigen Gebieten, wie im Pazifik mit der sehr anspannten Situation in Korea. Ein Risiko, das auf europäischer Ebene eher sinkende Tendenz zu haben scheint. Entscheidend sind in diesem Zusammenhang die Maßnahmen der EZB mit ihrer Expansionspolitik auf den Geldmärkten und auch die Wahlen in großen Ländern des alten Kontinentes mit dem Einzug Macrons an die Spitze Frankreichs in Mai und dem imminenten vierten Mandat von Angela Merkel in Deutschland. Vorsicht dagegen ist geboten in Spanien mit dem Versuch Kataloniens sich in die Unabhängigkeit zu verabschieden.

Schaut man konkret auf das von Frau Merkel regierte Land, so verzeichnet das Zugpferd Europas seit Jahren ein konstant gleichmäßiges Wachstum mit einem BIP von über 1,5% (+1,7% die Steigerung dieses Jahr mit einer Prognose für 2018 von +1,6%).

Der deutsche Baumarkt signalisiert dieses Jahr einen leicht verhaltenen Anstieg mit Investitionen von 2,1% im Vergleich zu 2,7% des Vorjahres. Die Zeichen stehen nach dem kräftigen Nachlass von 2015 mit einer Einbuße von 0,2% dennoch unter positiven Vorzeichen. Insgesamt sind die Prognosen für das Wachstum des deutschen Marktes grundsätzlich positiv, wenn auch mit etwas gemäßigter Geschwindigkeit. Schaut man sich die Zahlen im Einzelnen an, so beeindrucken die hervorragenden Ergebnisse der Bauwirtschaft 2016, welche mit einem Plus von 4% die besten Resultate der letzten Jahre zeigt. Aktuell liegt das diesjährige Ergebnis bei einem Plus von 2,8% mit Prognosen für 2018 von Plus 2,4%. Die Analyse dieser Zahlen demonstriert, dass der größte Teil der Investitionen in Deutschland in den Wohnungsbau fließt (59%) gefolgt von Gewerbe- mit 26% und öffentlichen Baumaßnahmen mit 15%.

Den gleichen Verlauf und Trend hat auch der Absatzmarkt für Keramik in Deutschland. Der Verbrauch ist 2016 um 5,7 Millionen Quadratmeter auf 128 Millionen Quadratmeter kräftig gestiegen. Die italienischen Keramikhersteller haben diesen Wachstumstrend genutzt und stellen nun mehr als die Hälfte der deutschen Importe mit 51,4% im Jahr 2016. Das entspricht 54,3 Millionen Quadratmeter auf ein Gesamtimportvolumen nach Deutschland von 105,5 Millionen Quadratmeter. Deutschland importiert 82% des Bedarfs an Keramik aus dem Ausland und italienische Keramik behauptet damit ihre traditionelle Vormachtstellung auf ihrem Hauptabsatzmarkt, in den 16,4% des italienischen Produktionsvolumens fließen. Den Wettbewerb aus Osteuropa, der Türkei und Spanien lässt Italien damit weit hinter sich. Betrachtet man die Prognosen der Analysten so steht ein weiterer Anstieg im Verbrauch italienischer Keramikfliesen in Aussicht, auch wenn weniger stark. Erwartet wird ein Volumen von 135 Millionen Quadratmeter und damit liegt es in der Natur der Sache, dass italienische Exporte weiterhin steigen und knapp 60 Millionen Quadratmetern erreichen werden – um genau zu sein, werden 59,1 Millionen prognostiziert mit einem Anstieg von 4%. Das sind beeindruckende Ergebnisse, wenn man sie in Relation der gesamten italienischen Produktion sieht; so gesehen, belaufen sich die Exporte nach Deutschland auf „nur“ 9% der deutschen Importe.

Dezember 2017

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