Auf der Messe gesehen – neue Kollektionen und ihre Trends | von Andrea Serri

Auf dem Laufsteg der Cersaie präsentieren sich auch dieses Jahr Kollektionen der Keramikhersteller aus aller Welt. Und auch dieses Mal stellen die Produktionen aus Italien wieder den Löwenanteil mit einem Portfolio an Kreativität und Technologie, die sogar noch einen Absatzmarkt überrascht, der wie immer viel von den Sortimenten der italienischen Hersteller erwartet. Ein Angebot, das aus zwei Forschungssträngen hervorgeht: neue Verfahrenstechnik und die Aufarbeitung antiker und traditioneller Handwerksmethoden, die im Dialog miteinander stehen und sich gegenseitig ergänzen.

Die Zahl der Lösungen ist unendlich und bestätigt, dass Keramik nicht nur die Evolution der Stilrichtungen und Modetrends widerspiegelt, sondern auch gesellschaftliche Umwandlungen, deren Dynamik und kulturelle Auswirkungen mit traditionellen Elementen und Einflüssen der Avantgarde dargestellt werden.

In diesem vielseitigen Panorama zeichnen sich einige Richtlinien für die Trends 2016 ab.

Unter dem Stichwort Vintage und Nostalgie gruppieren sich interessante Dekor- und Formatlösungen. Die Stilrichtung des Art Nouveau kennzeichnet zahlreiche Kollektionen und wird durch Gold und Schwarz auf Grundplatten aufgewertet, die von der Textilwelt inspiriert werden. Daraus gehen Damast- und Brokatoptiken hervor, die mit einem Hauch von Verlebtem bezaubern und suggestive Erinnerungen von intensiv genutzten Gobelins und Tapeten schaffen. Ebenfalls vorhanden sind die für das Art Deco typischen geometrischen Linien, die sich nicht nur zu Dekoren zusammenfügen, sondern auch aparte Designstrukturen schaffen und dreidimensionale Flächen mit kräftigen bildnerischen hell-dunkel Effekten und Oberflächenreliefs entstehen lassen. Ein Beispiel sind destrukturierte Geometrien, die wie zerlegt anmuten und in Wirklichkeit jedoch durch eine strenge Modularität bestimmt sind. Aufmerksamkeit verdienen auch einige Muster, die an Abstraktes erinnern und aus feinen, fast bleistiftartig dünnen gezeichneten Linien bestehen, die scheinbar zufällige und sehr bewegende Bilder heraufbeschwören.

Einen interessanten Aspekt bieten auch traditionelle Formen, wie Sechseck und Ziegel, während der künstlerische Einschlag der Cementine, Dekorplatten, frischen Wind in neue Kollektionen in Anlehnung an vergangene Klassiker bieten und mit ihren Farben und Mustern wie von Hand gemacht wirken.

Lichtspiele sind ein wichtiger Bestandteil der Kollektionen: Nicht nur Gold hellt die Flächen auf, sondern schillernde Mischungen nehmen auch viel Raum ein und schaffen dadurch auf den Oberflächen besondere Lichteffekte, die je nach Einfall und Blickwinkel immer wieder anders wirken. Eine besondere Rolle spielen Metalle, wie Kuper und Eisen, Silber und Bronze, die in klassisch angehauchten Kollektionen und auch in typischen Urban Style Projekten Einsatz finden und viele interessante Lösungsansätze bieten. Auch die Werkstatt- und Garagenoptik mit Rost- und Nasseffekten, Betonoptik mit starken Nuancierungen, Holz, dass sich mit Blech mischt, sind unverändert aktuell. Ebenso ist es die Holzoptik, deren Wachstumskurve etwas abgeflacht erscheinen mag, jedoch weiterhin viele interessante Experimente bietet und nun mit einer erweiterten Auswahl an Schwemm- und Altholzoptik aufwartet, die in scheinbar zufälliger Weise verlegt werden. Meisterhafte Mischungen und Digitaldrucktechniken bieten die Möglichkeit, die Optik und die Emotionen von Holz in all seinen Variationen einzuarbeiten.

Im Bereich Dekor rückt Material in den Vordergrund, das unter dem Stichwort „Herren“ zusammengefasst werden könnte: Männliche Textilien dominieren die Kollektionen mit Hahnentritt- und Glencheck-Mustern, sowie Tweed und gestreifte Krawatten im englischen Stil und schottische Tartans. Farbstellungen gibt es in unendlicher Auswahl mit stilvoll ausgearbeiteten Nuancen von grau bis Anthrazit mit unterschiedlichsten Abstufungen von Blau, bis zu Café und Tabakfarben. Unter diese Kategorie fallen auch aus der Automobil- und Motorenindustrie stammende Elemente, mit Linienführungen, die an kostbares Buyèreholz erinnern.