Keramikmaterial für Gebäudehüllen | von Livio Salvadori

Im Bauwesen der letzten Jahre zeigt sich verstärktes Interesse für die Gebäudehülle sowohl als ästhetisches Element als auch technisch betrachtet. Unterteilt man das Gesamtwerk in einzelne technische Einheiten, die sich zu einem System zusammenfügen, das die funktionale Barriere zwischen dem Innen- und dem Außenraum eines Bauwerks darstellt, dann bedient die Gebäudehülle zahlreiche Anforderungen: Schutz von Witterungseinflüssen, optische Identität des Bauwerks, Unterstützung bei der Energiekosteneinsparung, Optimierung des Wohnklimas, Schaffung einer Privatsphäre.

Damit wird offensichtlich, dass die Reduktion der Hülle auf rein ästhetische Aspekte dem Ganzen nicht gerecht wird. Alle Bauteile tragen zum qualitativen Aspekt und auch der Erfüllung anspruchsvoller und komplexer Bedürfnisse bei.

Ein integrierter, schlüssiger und umsichtiger planerischer Ansatz auf allen Ebenen – strukturell, architektonisch, funktionell, anlagenbaulich, energietechnisch und im Komfort – unterstützt bei der Wahl verfügbarer und zuverlässiger Bauteile und Lösungen.

Gebäudehüllen aus Keramikmaterial stellen bereits seit geraumer Zeit einen klaren Bezugspunkt dar. Das betrifft sowohl den formalen und kompositorischen Inhalt als auch die Zuverlässigkeit der technischen Lösungen und die technische Qualität und Nachhaltigkeit.

Ausgehend von den traditionellen und bewährten Fassadenlösungen mit externen Verkleidungen, die mit Zementmörtel verlegt werden, hin zu Sonderausführungen mit vorgefertigten Pufferpaneelen, Sonnenschutzblenden und neuesten Lösungen mit hinterlüfteten, trocken verlegten Fassaden: Immer wieder beweist Keramik wie wirkungsvoll sie auf die Anforderungen der Planer und der Bauleiter antwortet.

Das zeigt sich auch im Einsatz des Materials für Gebäudehüllen zahlreicher namhafter internationaler Architekten.

Hinterlüftete Fassaden stehen in einem konstanten Entwicklungsprozess, der schrittweise zu Installationen mit hohen technischen Leistungsmerkmalen hinsichtlich Sicherheit und Zuverlässigkeit geführt hat. Hinzu kommt auch noch eine hohe Projektqualität mit bedeutenden Beiträgen zur Energiekosteneinsparung. Mittlerweile können hinterlüftete Fassaden und (auch mobile) Sonnenblenden mit individuellen, projektspezifischen Lösungen umgesetzt werden. Möglich ist dies durch Verankerungssysteme mit sichtbaren oder unsichtbaren Befestigungen, dem Einsatz von innovativem Keramikmaterial als Fassadenverkleidung wie Feinsteinzeug, das auch in Großformaten bis zu 160×320 cm und Untergrößen lieferbar ist, zu Einbrand und stranggezogenem Cottomaterial neuester Generation. Die Vielseitigkeit und Flexibilität dieser Baustoffe erlaubt die Realisierung von Sonderwünschen und Fassadenverkleidungen, die zu einem rundherum homogenen Architekturobjekt führen.

In gleicher Weise hat der Einzug großformatiger Keramikfliesen zu einem erheblichen Fortschritt bei der Umsetzung von nachgebesserten Gebäudehüllen geführt, in denen Keramik zahlreiche funktionale und ästhetische Vorteile als Dämmschicht für das Mauerwerk liefert.

Schaut man sich das Thema Witterungs- und Umwelteinflüsse an, ist Keramik unempfindlich gegen Smog und beständig gegen schädliche Einflüsse auch an Industriestandorten oder in stark umweltbelasteten städtischen Strukturen. Zur weiteren Optimierung der Leistungsmerkmale von Außenfassaden haben einige Unternehmen spezielle umweltschonende, selbstreinigende und antibakterielle Lösungen geschaffen, die wirkungsvoll gegen die Auswirkungen von Luftverschmutzung sind. Diese neuartigen Lösungen nutzen Licht als Katalysator, ähnlich wie bei der Photosynthese. Die Fliesen enthalten bioaktive Substanzen, die mit Licht reagieren und so auf völlig natürliche Weise Luftverunreiniger abschlagen und biologisch abbaubar machen. Durch Lichteinfall sorgen die Lichtkatalysatoren auf der Keramikoberfläche für einen beschleunigten Oxidationsprozess und damit dem Abbau von toxischen organischen und anorganischen Substanzen und ihre Verwandlung in umweltverträgliche und nicht toxische Bestandteile, die durch Regen abgespült werden.

Keramik bietet bei der Entwicklung neuer, moderner Gebäudehüllen ausgefeilte, innovative Lösungen, die steigenden Anforderungen bei der Qualität und den technischen Leistungsmerkmalen von Bauwerken gerecht werden, die auf Nachhaltigkeit achten.

 

Juli 2018