Stimmungen italienischer Keramik: Erinnerung | von Cristina Faedi

Die Reise durch die Trends der Keramikwelt und ihre Erscheinungsformen auf der vergangenen Cersaie setzt sich mit dem Thema “Erinnerung” fort. Angeregt wurde dieser Beitrag durch einen Artikel der internationalen Trendforscherin Li Edelkoort mit ihren Thesen zur Mode, Textilien, Innenausstattung und Foodtendenzen.

Cersaie 2017 verzeichnete einen eindeutigen Trend zu Vergangenheit und Handwerk, einer Kombination, die immer schon gleichbedeutend mit Made in Italy ist und Grundlage für den zweiten Trend bildet: die Erinnerung.

Cersaie 2017 verzeichnete einen eindeutigen Trend zu Vergangenheit und Handwerk, einer Kombination, die immer schon gleichbedeutend mit Made in Italy ist und Grundlage für den zweiten Trend bildet: die Erinnerung.

In der Keramikwelt führt uns die Erinnerung zu Baustoffen anderer Epochen. Die auf der letzten Cersaie vorgestellten Produkte vertiefen dieses Themen weiter dank einer umfassenden Forschung der italienischen Hersteller im Bereich Technologie für Feinsteinzeug, die zu ausgefeilten ästhetischen Ergebnissen von Keramikprodukten geführt hat.

Beginnen wir bei der Erde: Hier steht Tonerde im Vordergrund, vom typischen Cotto historischer Bauwerke der norditalienischen Poebene, der in seiner verlebter Form mit immer wieder unterschiedlichen Oberflächen neu interpretiert wird. Bei näherer Betrachtung hat man fast den Eindruck vor den marmorartigen Dekoren japanischen Papiers zu stehen.

Die Farben erinnern an Rost und ungebrannte Ziegel, in denen die Farbstellung immer unregelmäßig ist und der Naturstein aus unterschiedlichen Elementen zu bestehen scheint. Die Farbpalette spannt von grau bis Rauch sowie die gesamte Bandbreite warmer Farbstellungen.

Farbliche Nuancierungen finden sich auch in der Holzoptik wieder, einer Variante, die weiterhin sehr wegen ihrer attraktiven Optik beliebt ist. Das Sortiment mit den Reproduktionen wird ständig erweitert durch neue Formate und Holzarten und umfasst heute auch Eiche, Teak, Ulme und Nussholzreproduktionen.

Keramik mit Holzoptik bestätigt sich als ein vitales, lebhaftes Produkt, in das alle Vorteile des Feinsteinzeugs fließen. Ein technisch ausgereifter Baustoff mit starken Leistungsmerkmalen, wie Feuerfestigkeit, verschleißarm, schlagfest, fleckenabweisend, pflegeleicht, wodurch das Material für alle Anwendungsbereiche geeignet ist. In Wohn-, Gewerbe- und Contractprojekten bietet sich Keramik mit Holzoptik als Boden- und Wandbelag mit Täfelungsmotiven an sowie für den Außenbereich auf Terrassen und Innenhöfen.

Viel Auswahl bieten auch die unterschiedlichen Stilrichtungen: von eleganter Keramik in Anlehnung an antike Intarsientechnik bis zu unbehandeltem Industriedesign, dessen Ausdruckskraft vor allem in der Größe der Platten liegt. Cersaie 2017 präsentierte eine breite Farbauswahl im Bereich Industrie- und Schichtparkett, letzteres sehr beliebt in den 50ger Jahren mit stratifizierten, übereinander verklebten aus Holzpaneelen für eine bessere Kompaktheit und Widerstandskraft; Kontrastfarben oder Ton-in-Ton Varianten kamen dabei gleichermaßen zum Zug.

Italiens Keramik geht noch einen Schritt weiter in Richtung rustikal-chic, dem eher weniger edle Anwendungsformen von Holz Pate standen, wie Verbund- oder gar Spantafeln aus der Welt der Holzkisten. Auch hier verleihen die vielen Farbvarianten dem Angebot einen individuellen und eigenwilligen Stil für jedes Ambiente.

Holz ist dabei ein Material, das nicht vor Farbkombinationen mit eher kalten Nuancen wie grau, Rauch, Kohle oder auch versteinertem Holz zurückschreckt.

Und damit sind wir beim Thema Natursteinoptik, die auf der Cersaie 2017 ebenfalls im Scheinwerferlicht stand. Bereits letztes Jahr war der enorme Erfolg von weißem und Calacatta Marmor offensichtlich, die durch ihren außergewöhnlichen Glanz und Äderungen verzaubern. Keramische Natursteinreproduktionen gibt es heute in allen Formen und Ausführungen hin bis zu den seltensten und kostbarsten Sorten wie Cipollinomarmor, Caldia, Carnico, Kroatischer und Bamboogrüner Marmor mit ungewöhnlicher Farbgebung und Struktur.

Die Forschung geht jedoch weiter und bewegt sich auf einer Gradwanderung zwischen Perfektion und nicht-Perfektion, in der Keramikmaterial so unterschiedliche Produkte nachstellt wie Harz, Zement, verwaschene Farbpastelle, Spachteleffekte und abgenutzte Metalle aus der Industrie wie Zink, Oxyde oder auch Glasfaser. Farbtechnisch folgt das Angebot den Trendfarben wie Rauch, Asche, Kohle bis hin zu Sand mit Finishvarianten wie Pulvereffekt, strukturiert und auch poliert.

Die technischen Leistungsmerkmale stehen in allen Ausführungen im Vordergrund, egal ob große, dünne Platten oder eigenwilligen Formate. Sie passen sich der Stilrichtung des Innenausbaus an und schaffen durchgehende Flächen im Innen- und Außenbereich, die komplexen Architekturobjekten gerecht werden.

Bei der Aufarbeitung von Elementen aus der Vergangenheit und der Industriewelt springt Keramik von rauer Betonoptik zu ausgesucht eleganten Palladianischen Ausdrucksformen, von Verbundflächen zu Körneroptik zu venezianisch anmutenden Varianten.