Die neuen Standards des Wohnens nach dem Covid

Cersaie Press Cafe DDN

Pressecafé Cersaie
Francesca Russo
(DDN) im Gespräch mit Ludovica+Roberto Palomba (3. Dezember 2020).

 

Der Lockdown hat uns in gewisser Weise die Augen bezüglich des Wandels der Gesellschaft geöffnet.

Während wir Architekten vorher die Standards des Wohnens betrachteten und beobachteten, wie die Gesellschaft das Wohnen erlebt, haben wir jetzt bemerkt, dass wir auf ein bereits veraltetes Modell, das der Familienmodule, Bezug nahmen.

Heute hat sich die Gesellschaft hingegen geändert, der Lockdown hat die Gesellschaft auf internationaler Ebene gezwungen, in sich zu gehen und zu begreifen, dass das Modul heute nicht mehr von der Familie gegeben ist, sondern von der Person, das heißt den zahlreichen Arten von Familien, Singles, neuen Vereinigungen, Gruppen von Freunden, die zusammenziehen, Lebensgemeinschaften usw.

Diese Tatsache hat uns veranlasst, über das neue Modul nachzudenken, mit dem man die Welt des Wohnens betrachten muss.

Da wir als Architekten uns zu einem Umdenken in Sachen Wohlbefinden der Personen veranlasst fühlen, müssen wir auch der Art von Flexibilität, die wir den Wohnungen heute geben möchten, einige Überlegungen widmen.

Auch das Homeoffice ist heute zu einer Tatsache geworden und hat die Gewohnheiten von vielen von uns geändert – so haben wir in den letzten Tagen bei unseren Spaziergängen durch Mailand bemerkt, dass unzählige Büros leer stehen, die eines Tages vielleicht umgewidmet werden und von Arbeitsräumen in wahre Wohnungen verwandelt werden können, wie es für die alten Industriegebäude im Stadtgebiet der Fall war.

Genau in diesem Kontext werden die Welt des Badezimmers und der Küche, die grundlegende Räumen unserer Wohnungen darstellen, da sie anhand der Anlagen verbunden sind, – Knotenpunkte bei der Definition der Aufteilung der Räume – zum Drehpunkt des Projekts werden. Eine neue, sorgfältige Analyse dieser Welten wird daher garantiert interessant sein.

Die Küche zum Beispiel wird immer weniger zum Ort der Familie und öffnet die Türen für Formen einer „verbreiteten, fluiden“ Küche, während das Badezimmer mit der Zeit zu einem Ort des persönlichen Wohlbefindens geworden ist.

Die Personen haben im Lauf der Zeit begriffen, dass ihre Wohnung nicht mehr nur einen Durchgangsort darstellt, an dem man schläft und ein- und ausgeht, sondern einen Ort des Verweilens.

 

Mai 2021