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Badezimmer zwischen Hightech und Lowtech | von Luisa Pianzola
Das Bad wird immer technischer und ausgefeilter. Und zwar so technisch ausgefeilt, dass man es schon gar nicht mehr sieht. Auch die Wohnwelten sind immer smarter, aber im hauseigenen Wellnesstempel mit vielen technischen Elementen ist es spürbarer: Whirlpools und Multifunktionsduschboxen für Farb-, Musik- und Aromatherapie, beleuchtete Duschköpfe mit Regendusche, kostensparende Heizkörper, integrierte Systeme mit Dampf- und finnischer Sauna, Minischwimmbäder mit Gegenstromanlage, ultra-leistungsstarke solid surface Materialien, beheizte Spiegel und WCs mit Stuhlprobenanalyse.
Extrem individuelles Wellnesskonzept
Auch die Gebäudeautomation hat das ihrige beigetragen und erlaubt nun die Programmierung der Wassertemperatur, der Klimatisierung und anderer Funktionen über Smartphone oder vor Ort über Videos mit Touchscreen. Und das alles nachhaltig und in fortlaufender Entwicklung. Parallel dazu gibt es eine besondere Stil- und Geschmacksrichtung, des Designs und der Einrichtung, die aus dieser penetranten, wenn auch unsichtbaren und einfach zu benutzenden Technik hervorgeht. Eine neue Simplizität, ein Lowtech Design. Eine schrittweise Errungenschaft, zeitgleich mit der steigenden technischen Komponente.
Aber gehen wir erst einmal einen Schritt zurück.
Die Anfänge des Wellness? Ein unwirtliches Badezimmer
Am Anfang war es alles etwas anders. Wer erinnert sich nicht an die komplizierten ersten Whirlpoolwannen, die häufig in kalten Badezimmern, mit glänzenden Flächen und komplett losgelöst vom Rest des Hauses standen? Das war Anfang der 90ger Jahre und die behäbigen Bedienungstafeln der Whirlpoolwannen oder Duschsäulen generierten eine Art Widerwillen gegen all diese Knöpfe und Schalter und eine Sehnsucht nach der guten alten Badewanne. Und die Abscheu erfolgte auf dem Fuße. Für geraume Zeit sind die Whirlpoolwannen aus unseren Badezimmern verschwunden. Die Metamorphose der häuslichen Wellnesstempel war im Anmarsch und verwandelte einen ultratechnischen Raum in ein intimes und vertrauenerweckendes Ambiente, in dem man sich gerne allein oder in Gesellschaft aufhält. Farben, Flächen, Beläge und Innenarchitektur sind dabei abgestimmt auf den Rest der Wohnwelt.
Vorhersehbare Entwicklung
Hier gab es keine Spur von Löchern im Wannenboden, aus denen Luftblasen aufstiegen. Zum Kuckuck mit der Technik. In jener Zeit machte sich im Design eine Bewegung zum Lowtech breit, deren Vorreiter die holländischen Designer Droog Design mit ihrer genialen Kreativität im Spagat zwischen Design, Arte Povera und Konzeptdesign waren. Zwischenzeitlich rückten die ganz neuen Spa-Konzepte vor – die Bedeutung des Kürzels salus per aquam musste erst noch erklärt werden – in komfortablen Thermalbädern mit einer jungen Zielgruppe. Das heimische Wellness konnte erst einmal noch warten.
Neues Leben für ausgefeilte Entwicklungen! (aber bitte diskret)
Ein erneuter Wandel zog ein: benutzerfreundliche Technik, digitale und ausgefeilte Funktionen, die aber selbsterklärend sind, einfache Reinigung und Wartung. Und die schönen Luftbläschen und andere Eigenarten des Wellness kehren mit Pauken und Trompeten wieder ins Haus.
Aber der Geschmack hat sich gewandelt und ist weiterhin im Wandel. Die einmal eroberte Einfachheit ist unverzichtbar, es geht kein Weg zurück. Denn zur Auszeit und zur mentalen und körperlichen Entspannung gehören auch einfache Handgriffe, harmonische Formen und Farben und emotionale Entscheidung nach dem Prinzip ‚weniger ist mehr‘. Paradoxerweise tilgt Technik ihre tangible Präsenz gerade durch ihre Ausgefeiltheit und befreit die Orte des Wohlfühlens von der Notwendigkeit eine bestimmte Funktion zu deklarieren.
Eroberte Simplizität, davon gibt es kein Zurück
Verbannt sind nun behäbige Technik, Schnörkel, unnütze Dekore und Bahn frei für schlichte, matte Flächen mit einem soft touch Effekt. In der Praxis bedeutet das, Einrichtungssysteme mit integrierten solid surfaces und Altholz, natürliche Farbstellungen, Einfügen von Objekten und Zubehör, das nicht unbedingt spezifisch für das Bad ist, kompakte Formen und organische Volumen. Beispiele dafür sind neoindustrielle Lösungen wie lackierte Edelstahlwaschbecken und legere Ablagen aus Lochblech. Also, alles sehr einfach, basic und low profile. Und raffiniert.
1_Die neue Serie SX von Makio Hasuike & Co für Cristina Rubinetterie aus Edelstahl ist ideal für Wohn- und Contractbau. Weiche und schlanke Linien und eine konische Abschrägung verbergen den Wasseraustritt. Die Serie umfasst Stand- und Auflagewaschbecken, Badewanne und Duschsäule mit Bedienung an der Wand oder auf der Fläche.
2_Das Badezimmermöbel Ammoniti von Bianchini & Capponi besteht aus Stonelight, Ablage und Waschbecken, mit Intarsien in Fossilienform. Innenbereich aus Natureiche. Türflügel und Laden mit Drucköffnung.
3_Canasta, von Moma Design, ist ein Waschtisch mit Doppelbecken über die gesamte Länge. Ein mittig positionierter Behälter aus Teakholz wird durch zwei Schiebetüren verschlossen. Das ganze System ist eingelassen in einem matt weiß lackierten Möbel mit unsichtbaren Griffen.
4_Der Eindruck von Naturstein bildet den passenden Kompromiss zwischen Simplizität und Entschlossenheit für den Heizkörper Trendy, Livingstone von Arblu.
5_400-ALU ist eine Linie mit Badezimmerzubehör aus eloxiertem Aluminium des Herstellers Pba. Nach den Produktversionen aus Stahl, Harz und Kupfer setzt das Unternehmen auf diesen Werkstoff, der mit seiner Geschmeidigkeit, Haltbarkeit und Beständigkeit gegen externe Einflüsse besticht.
6_Zenith aus der Kollektion Eccelsa von Samo ist eine schlichte Duschkabine mit Gelenkscharnier und Stahlkern, glänzend polierte Chromeinfassung, Magnetverschluss auf der Scheibe, verchromtem Halter oder Halterungset. 90° Schwingtür nach innen und auch nach außen.
November 2018